Kulturlandschaftsmuseum Grenzerfahrung

PNP: Spielend auf den Spuren der ersten Siedler, Mai 2007

Passauer Neue Presse

Wertvoller „KuLaMu“-Beitrag - Michael Sellner übergibt Drehbuch für historisches Schauspiel an Theatergruppe

Michael Sellner (von rechts) befasste sich eingehend mit der Geschichte und schrieb ein stimmiges, durchdachtes Drehbuch, das er nun an 2. Bürgermeister Herbert Noe, Theatergruppen-Leiter Helmut Madl und KuLaMu-Fördervereins-Chef Erich Dorner überreichte. (Foto: Grimbs)

von Andreas Grimbs

Bischofsreut. Ein kulturelles Schmankerl der ganz besonderen Art bietet die Theatergruppe Bischofsreut in Zusammenarbeit mit dem Förderverein „Kulturlandschaftsmuseum Grenzerfahrung“ ab August dieses Jahres. Bei einer Wanderung auf dem Flursteig tauchen die Zuschauer in die Welt der ersten Siedler-Generation des frühen 18. Jahrhunderts ein. Bühnenautor Michael Sellner und die Theatergruppe Bischofsreut nehmen die Teilnehmer mit auf eine Zeitreise in die Vergangenheit der Hochlagen-Grenzregion zwischen Bayern und Böhmen. Nach der Gründung des Fördervereines „Kulturlandschaftsmuseum Grenzerfahrung“ („KuLaMu“) im Juli 2006 hat sich die Vorstandschaft um Erich Dorner stetig bemüht, den Entstehungsprozess des KuLaMu und die damit verbundene Rückgewinnung von Kulturgütern voranzutreiben. Das KuLaMu hat neben den sichtbaren baulichen Veränderungen im Gemeindebereich von Frauenberg bis Bischofsreut auch zahlreiche Aktivitäten für Einheimische und Gäste entwickelt.

Heute Vorstellung des Gesamtprogramms

Zusammen mit dem Vorstand des Fördervereins hat sich ein Arbeitskreis gebildet, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, das KuLaMu mit Leben zu füllen. In kürzester Zeit wurde ein reichhaltiges Programm in Form von Erlebnisführungen über die Steige und Mitmachaktionen auf Wiese, Wald und Feld entwickelt, das bereits während der Sommersaison 2007 angeboten werden kann. Aus einer vielfältigen Sammlung können diese KuLaMu-Bausteine zur Begegnung und Erfahrung einer einzigartigen Kulturlandschaft gewählt werden. Am heutigen Mittwoch um 20 Uhr wird das Gesamtprogramm im Gasthaus Strohmaier in Haidmühle erstmals einer breiten Öffentlichkeit genauer vorgestellt. Dabei wird Grundsätzliches zur Errichtung des KuLaMu erläutert, die Lokalitäten und deren touristische Nutzung dargestellt und nicht zuletzt auch die Vorgehensweise bei der Angebotsvermittlung erklärt. Ein absolutes Highlight dieser ersten KuLaMu-Saison wird zweifellos mit den Theaterwanderungen auf dem Bischofsreuter Flursteig geboten sein. Bürgermeister Fritz Gibis und Vorstand Erich Dorner ist es gelungen, den Freyunger Bühnenautor Michael Sellner für das Projekt zu gewinnen. Bei einem Treffen mit der Theatergruppe Bischofsreut und der Vorstandschaft des Fördervereins hat Sellner nun das Drehbuch für das historische Spiel „Auf den Spuren der ersten Siedler“ an den Leiter der Theaterspieler, Helmut Madl, übergeben und dabei auch den Inhalt kurz vorgestellt.

Ein Blick auf die dargestellten Szenen

Am Sammelpunkt an der alten Viehweide werden die Besucher vom Anwerber des Fürstbischofes empfangen und über den Flursteig geleitet. In insgesamt sechs Stationen begegnen sie nun verschiedensten Personen und Gruppen in historischen Gewändern aus der Zeit der Besiedelung der Grenzregion. Nach dem Geometer, der auf dem Flursteig mit der Landvermessung beschäftigt ist, treffen die Wanderer dann in der Szene „Nix wia Stoana auf´m Feld“ auf Siedler bei der harten Arbeit. Auf der Wässerwiese erleben sie einen Streit unter den Siedlern ums Wasser hautnah mit und treffen auf zwei Kirchgängerinnen, die sich auf dem stundenlangen Weg zurück von der weit entfernten Kirche befinden. Am Ende der Tour im Jahr 2007 wieder angekommen, bietet sich dann auch die Möglichkeit zum geselligen Beisammensein. Bei Bier und Brotzeit kann der Besucher noch mehr erfahren vom geheimnisvollen und an Geschichten reichen Grenzland zwischen Bayern und Böhmen. Vorstand Erich Dorner dankte Sellner für sein großes Engagement. Egal ob man die Bezeichnung Steig-Theater, Theaterwanderung oder bewegtes Theater verwenden will, sicher sei, dass dieses Theater etwas Einmaliges darstellen wird. Sellners Arbeit decke sich voll und ganz mit den Vorstellungen der KuLaMu-Verantwortlichen. Dabei sei vor allem Qualität gewünscht. Nur ein hoher Qualitätsstandard garantiere dauerhaften Erfolg. Volkstümeleien und inhaltslosen Phrasen wolle das KuLaMu-Projekt keine Bühne bieten. Seinen besonderen Dank richtete Dorner auch an die Theatergruppe Bischofsreut, die dem Projekt sofort ihre volle Unterstützung zugesagt hat. Als Vertreter der Gemeinde hat 2. Bürgermeister Herbert Noe die bisherige Arbeit des Fördervereins gelobt. Besonders Erich Dorner, der als Motor des KuLaMu das Projekt unermüdlich vorantreibe, sprach er den Dank der Gemeinde aus. Auch Michael Sellner und der Theatergruppe dankte Noe für ihren großen Einsatz.

Am 4. August steigt die Premieren-Wanderung

Stellvertretend für die Schauspieler nahm Vorstand Helmut Madl das Drehbuch in Empfang und betonte, dass er sich auf die neuerlich Zusammenarbeit mit Michael Sellner freue. Nach der Rollenverteilung solle unmittelbar mit den Proben begonnen werden. Nach einigen Probeführungen sollen vorerst am 4. und 25. August sowie am 8. September jeweils von 17 bis 19 Uhr bzw. von 16 bis 18 Uhr die ersten Theaterwanderungen für Publikum angeboten werden. Die Teilnehmerzahl soll jeweils auf maximal 25 Personen begrenzt sein.

ÜBER DEN AUTOR MICHAEL SELLNER

Warum ein Freyunger dem Bischofsreuter KuLaMu hilft
„Auf den Spuren der ersten Siedler“ hat Michael „Sem“ Sellner geschrieben. Er ist für die Bischofsreuter spätestens seit dem 300-jährigen Gründungsfest der Ortschaft im Jahr 2005 kein Unbekannter. Mit seinem „Stück Kraxen und Krucka“ feierte er in Zusammenarbeit mit der Theatergruppe beim Publikum bereits damals einen großen Erfolg. Seit etwa einem Jahrzehnt engagiert sich der Autor bei verschiedenen Projekten und Vereinen im Landkreis, die sich mit Brauchtum und Heimatkultur beschäftigen. Seit 2003 ist er auch Vorstand des Historischen Vereins „In der Freyung“ e.V., der unter anderem das Freyunger Schlossfest veranstaltet. Dabei entwickelten sich auch erste Kontakte mit aktiven und engagierten Menschen aus der Bischofsreuter Dorfgemeinschaft. Besonders mit dem leider im Herbst 2005 so früh verstorbenen Werner Tausch, dessen Gruppe „Schwartenhals“ jedes Jahr beim Schlossfest vertreten war. Durch das gemeinsame Interesse an der Heimat entwickelte sich eine enge Freundschaft zwischen dem Bischofsreuter Tausch und dem Freyunger Sellner. AlsWerner Tausch als einer der Hauptorganisatoren im Jahre 2005 das 300-Jährige Gründungsfest von Bischofsreut auf die Beine stellte, bat er seinen Freyunger Freund, für dieses Ereignis ein historisches Theaterstück zu entwerfen. Dieses Projekt wurde realisiert und als „Kraxen und Krucka“ von der Bischofsreuter Theatergruppe mit großer Leidenschaft erfolgreich aufgeführt. In dieser Zeit des gemeinsamen Probens und Arbeitens hat Sellner viele Bischofsreuternäher kennen gelernt und dabei erlebt, dass innerhalb des kleinen Bayerwaldortes noch recht viel vom so gern beschworenen Geist desZusammenhaltens in einer Dorfgemeinschaft übrig geblieben ist. Bürgermeister Fritz Gibis war es dann, der Michael Sellner auf das KuLaMu-Projekt aufmerksam gemacht hat und anfragte, ob er sich vorstellen könne, dabei mitzuhelfen. Bei einer vom FNL-Landschaftsbüro durchgeführten Wanderung auf dem „Flursteig“ wurde aus dem anfänglichen Interesse eine Leidenschaft geweckt, die dazu führte, dass der Autor bei der Gründung des KuLaMu-Fördervereins endgültig beschloss, sein Talent und seine Schaffenskraft so gut wie möglich für die Weiterentwicklung dieses zukunftsträchtigen Projektes mit einzubringen. Nicht umsonst, so Sellner, lautet der KuLaMu-Wahlspruch: „Helf ma zsamm!“

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