Kulturlandschaftsmuseum Grenzerfahrung

PNP-Online RegioNews Waldkirchen: Wunsch: Der Naturpark im KuLaMu-Boot, Mai 2006

Passauer Neue Presse

Für »Kulturlandschaftsmuseum Grenzerfahrung« wird Partner und Träger gesucht - Touristisch einzigartiges Projekt

von Reinhold Steiml.

Haidmühle. Das ehemalige Schulhaus soll das Herz für eine Einrichtung werden, die einzigartig in Deutschland ist und die Touristen wie Einheimische gleichermaßen ansprechen soll: Das »Kultrurlandschaftsmuseum Grenzerfahrung«. Nun will sich auch Bezirksrat Hans Blöchinger dafür einsetzen, vor allem auch, was die Trägerschaft betrifft. Nur zu gerne würde man auch den Naturpark Bayerischer Wald mit im »KuLaMu-Boot« sitzen sehen.

Lagesbesprechung im Rathaus zu Haidmühle. Bürgermeister Fritz Gibis, 2. Gemeindeoberhaupt Herbert Noe, Bezirksrat Hans Blöchinger, Ernst Obermeier vom FNL-Planungsbüro und Bert Reiszky als Architekt loten die Situation aus, wie es um mögliche Partner und Träger bestellt ist.

Bürgermeister Fritz Gibis informiert, dass er mit Geschäftsführer Hartwig Löfflmann vom Naturpark in Verbindung steht, sehe er doch in dieser Organisation einen idealen Partner. Dem Naturpark würde ob seiner Größe ohnehin eine Außenstelle im Landkreis Freyung-Grafenau gut zu Gesicht stehen. Das sieht auch Blöchinger so: In Zwiesel sitze die Verwaltung und es gebe dort im Null-Energie-Haus viele Veranstaltungen, in Bayerisch Eisenstein betreibe der Park den Grenzbahnhof mit ebenfalls länderübergreifenden Aktionen und Ereignissen »und so würde in Freyung-Grafenau gerade in dieser strukturschwachen, aber sich so sehr für Kulturlandschaft und Heimatgedanken einsetzenden Gemeinde Haidmühle eine Außenstelle eine Abrundung sein«. Und auch wenn mit Fürsteneck schon solche Bestrebungen laufen, so könnte die Verbindung Kulturlandschaftsmuseum/Naturpark zusätzlich von großem Nutzen sein. Er, Blöchinger, wolle sich jedenfalls dafür einsetzen, will als Bezirksrat intensive Gespräche mit den Landräten, der Geschäftsführung, der Regierung von Niederbayern führen: »Bischofsreut würde eine solche Außenstelle gut vertragen!«

Das betonte der Bezirksrat auch deshalb, weil er überaus beeindruckt war von dem, was ihm da das Duo Obermeier/Reiszky präsentierte.

Laut Ernst Obermeier sei die Gemeinde Haidmühle herausragend, was den kostenintensiven, pflegerischen Einsatz für die alte Kulturlandschaft dieser Region betrifft und für den sich auch die hiesigen Landwirte einsetzen. »Mit diesem Museum wird ihr ein bleibender Wert gesetzt, wird sie ins rechte Licht gerückt!« Allein der Name »Grenzerfahrung« zeige, dass auch die Nachbarn auf tschechischer Seite nicht vergessen würden und der grenzüberschreitende Charakter dieser zusammenhängenden, einzigartigen Landschaft zum Tragen komme.

Es werde eine Idee verwirklicht, mit der Kulturlandschaft in einzigartiger Form dargestellt, vermarktet und touristisch genutzt werde. Eine Art Freilichtmuseum, das die Ausstellungsstücke vor Ort in der Natur lässt. Durch Steige und Pfade werden draußen alte Wacholderweiden, Wässerwiesen oder auch ein ausgedientes Goldschürffeld erlebbar gemacht. Das ehemalige Schulhaus wird als Kulturlandschaftshaus die Zentrale bilden. Das Haus sei in der Finanzierung enthalten, die über Interreg, Kulturfonds und dem zehnprozentigen Anteil der Gemeinde gewährleistet sei. Im ersten Schritt sei ein Steig bereits entstanden, drei weitere folgen - und dazu das Haus. In diesem Zusammenhang wurde betont, dass dieses Projekt im Rahmen der nächsten Förderperiode der EU realisiert sein müsse.

Das Schulhaus habe laut Architekt Bert Reiszky die perfekte Lage, denn der Goldene Steig führe dort vorbei und man habe von ihm einen idealen Blick über das Straßendorf Bischofsreut und die Kulturlandschaft, die eben von diesen Menschen gehegt und gepflegt werde. Bei dessen Sanierung und Umbau zum KuLaMu-Haus könnten die Maßnahmen zum energiesparenden Passivhaus eingeplant werden, so wie dies beim kubusartigen Anbau ohnehin der Fall sei. Im bisherigen Schulhaus könnten die Räume als klassische Ausstellungsflächen genutzt und zudem ein Multimediaraum eingerichtet werden, der auch der Dorfbevölkerung für etwaige Veranstaltungen zur Verfügung gestellt werden würde.

Im kantigen zweistöckigen Kubus, dem Anbau, der mit dem ehemaligen Schulhaus dann verbunden ist, stehe das Erlebnis im Mittelpunkt: »Ein strenges, schroffes Objekt, mit Holz umgeben, als Platz für die Präsentation des kargen, harten, entbehrungsreichen Lebens einst am Grenzkamm. « Beispiele: Eine Kältekammer mit bis zu 30 Grad Minus und pfeifendem Wind soll die Verhältnisse einst in den Wintern hoch droben im heute verlassenen Dorf Leopoldsreut den Besuchern fühlbar machen und ihnen soll auch gezeigt werden, wie die Siedler einst im Urwald gelebt haben. Eine Aussichtsplattform krönt den Kubus. Der Meinung der Planer nach würden sich die Einrichtungen des Naturparkes, das Freilichtmuseum Finsterau des Bezirkes und dieses KuLaMu als drei Pole bestens ergänzen. Es könnten enorme Synergieeffekte genutzt werden, würde der Naturpark sich zu einer Außenstelle in einem Raum durchringen, der geradezu prädestiniert sei, wenn man auf die Leistungen der Bevölkerung und der Kommune mit Fritz Gibis an der Spitze rund um Erhalt der Kulturlandschaft in Verbindung mit attraktivem Tourismus schaue. Knackpunkt sei nicht so sehr der Bau selber, sondern die späteren Betriebs- und Unterhaltskosten, wissen die Initiatoren. Die wolle man mit Blick auf Energiekosten, Personal, Management betont niedrig halten und deshalb soll auch ein Förderverein gegründet werden, wo für Anfang Juni eine Versammlung angesetzt ist. Die Tourismusexperten, eventuell auch die Botschafter des Landkreises, Firmen und alle Interessenten sollten dafür gewonnen werden.

Eines weiß Bürgermeister Gibis: »Für die Trägerschaft ist die Gemeinde Haidmühle einfach zu klein. « Aber als Vorreiter in Sachen Landschaftsschutz und Kulturlandschaftserhalt sei man immer aktiv gewesen. Da erinnerte er auch an die Projekte mit den »Bischofsreuter Waldhufen« oder an den Umstand, dass die Erweiterung des Landschaftsschutzgebietes gerade in dieser Gemeinde ohne Probleme befürwortet worden sei. Mit touristischen Einrichtungen sei die Kommune ohnehin nicht allzu reich gesegnet: »Aber mit sehenswerter Landschaft und Schaffenskraft an der Grenze - Dinge, die es wert sind, zu zeigen!«

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