Kulturlandschaftsmuseum Grenzerfahrung

PNP, An den Steigen gewandert - vom "KuLaMu" angetan, 27.10.2006

Passauer Neue Presse

Landrat, Bürgermeister, Euregio, Touristiker, FNL, Förderverein: Einmalige Chance für Tourismus und Kommune - Die Träger-Frage klären helfen
von Reinhold Steiml

Bischofsreut/Haidmühle/Frauenberg. Im zentralen Haus des Kulturlandschaftsmuseums (KuLaMu) schauen, staunen, sich informieren, von dort über den Flursteig wandern, sich anschließend den Triftsteig anschauen, Kulturlandschaft genießen, über die harte Arbeit in dieser so hoch gelegenen Region zu erfahren und auch über das Leben hart an der Grenze zu hören, Einheimische, Feriengäste, Schulklassen, Reisegruppen damit zu erfreuen - das ist die Grundidee des Kulturlandschaftsmuseums Grenzerfahrung. Dass man dafür auf einem guten Weg ist, aber auch ein Träger gefunden werden muss, um nach dem Bau den Unterhalt und Betrieb zu gewährleisten, zeigte sich beim Rundgang einer illustren Wandergruppe.

Landrat Alexander Muthmann war dabei, Bürgermeister aus der Umgebung, Experten vom planenden FNL-Büro, Touristikfachleute, die Euregio, für die Gemeinde Haidmühle der 1. und 2. Bürgermeister, Fritz Gibis und Herbert Noe. Und natürlich der eigens gegründete Förderverein, der das Projekt vor Ort vorantreiben will und dem Erich Dorner vorsteht. Er war es auch, der eindringlich die Einmaligkeit dieses Projekts für die Region und ihre Bewohner heraus stellte: "Das würde das Selbstwertgefühl steigern - hier, wo man immer an der Grenze war, nicht nur geographisch, sondern auch existenziell. Tragt das bitte raus, wie wichtig das KuLaMu wäre - und ein Träger dafür!"

Ernst Obermeier erläuterte als Chef der FNL das Projekt. Dazu müsse man zunächst die "Bischofsreuter Waldhufen" sehen - eine Initiative, die sich um die seltene Flora und Fauna und die sagenhafte Kulturlandschaft annimmt und mit der schon viel geschaffen worden sei. "Bürger, Gemeinde, Landwirte, Behörden, Kreis, Regierung engagieren sich da ungemein." Daraus habe sich das Leitbild entwickelt, mit dem Erhalt von Natur und Landschaft auch eine ökonomische Wertschöpfung anzugehen. Mit gezieltem Tourismus käme Geld und Wirtschaftskraft in die Gemeinde. Deshalb wolle man einerseits die Kulturlandschaft erhalten, andererseits sie auch attraktiv darstellen - mit dem Instrument Kulturlandschaftsmsueum. Das soll eine Zentrale haben (das leerstehende Bischofsreuter Schulhaus), von dem aus Objekte in der Landschaft ergangen und erlebt werden könnten. Denn laut Obermeier schlummerten stille Schätze überall. Diese frei zu legen, auf zu bereiten, her zu zeigen, miteinander zu verbinden und so Landschaft zu einem erlebbaren Museum zu machen, gehört zum Konzept. Einige Beispiele, wo dies schon umgesetzt worden ist, schaute sich die Gruppe an.

Kirchplatz Bischofsreut

Hier, unweit vom (noch) leerstehenden Schulhaus, ist ein schmucker Verweilort entstanden. Info-Tafeln zeigen das Projekt.

Triftsteig

Hier an der Kreuzbachklause am Nordhang des Dreisesselberges zeigt sich auf einem Kilometer die bunte Vielfalt an Kulturlandschaft. Info-Tafeln erinnern an die europäische Hauptwasserscheide, in deren Mitte man sich gerade befindet, an die schwere Arbeit einst beim Triften von Holz, an die weitreichenden Kanalprojekte, mit denen früher diese Region an das Triftsystem angeschlossen wurde. Aus dem Torso des Triftkanals wurde wieder ein her zu zeigender Wasserlauf. Granitblöcke wurden zu Wärmesteinen, auf denen man sich im Sonnenlicht ausstrecken kann, aufgeschichtet. Der kleine See an der Klause ist ohnehin ein idyllisches Plätzchen, das nun weitere Ruhebänke, Aussichtspunkte, Rindenmulchpfad umgibt. Andreas Bürger (FNL): "Das ist eine Paradebeispiel für das bunt blühende Band der Kulturlandschaft inmitten des dunklen Waldes."

Wärmesteine am Triftsteig

Zum Ausruhen waren die "Wärmesteine" an der Kreuzbachklause in der
Spätnachmittagssonne schon ein wenig zu kühl -
da schauten sie sich die Steig-Geher lieber von unten an.

Flursteig

Ebenfalls fertig ist auch der 3,5 Kilometer lange Flursteig, in dem auch der geschichtlich bedeutende Kirchsteig von Bischofsreut eingebunden ist. Hier werde laut Robert Rossa (FNL) gerade die einstige Landnutzung vor Augen geführt. Exakt erhalten ist noch die Streifenflur (wie einst die Siedler ihre bestellten Äcker in der kargen Landschaft angelegt haben), auf der botanischen Seltenheit namens Wacholderwiese grasen Islandpferde (die einzige Rasse, die mit diesen Bedingungen umgehen kann), auf den Wasserwiesen scheint Wasser bergauf zu fließen (eine optische Täuschung), inmitten der Flur stehen ein alter Erntewagen samt Gerätschaften, mit Hilfe von Experten wie Leo Kornegger sind alte Kulturpflanzen wie Roggen, Hirse, Buchweizen, Kartoffeln aus den Anden angepflanzt worden. Wie "steinreich" die Gegend ist, zeigt sich an aufgeschichteten "Lesesteinriegln" (also Steine, die im Feld aufgelesen und aufgehäuft wurden

Wärmesteine am Triftsteig

Streicheleinheiten fürs Islandpferd: Christina Limberger von den "Erlebnistagen"
im "Haus Wiesengrund" nahe Bischofsreut hatte an der Wacholderweide
schnell Freundschaft mit dem langmähnigen Vierbeiner geschlossen

2,5 wichtige Stunden

Für Bürgermeister Fritz Gibis waren dies zweieinhalb wichtige Stunden, die sich die Kommunalpolitiker und Co. trotz ihrer vollen Terminkalender genommen haben: "Der schöne Herbsttag hat unsere Bemühungen um diese unsere Landschaft im schönsten Licht gezeigt!" Beeindruckt war Landrat Alexander Muthmann "Der eingeschlagene Weg ist ein sehr interessanter, eine tolle Geschichte, ein Konzept mit Qualität!" Stefan Radlmair von der Regierung von Niederbayern zeigte sich begeistert über das, "was hier läuft." Man werde das positiv begleiten und "anschieben, so weit es möglich ist". Und Jörg Reichl von der Regierung hat sich gleich das schriftliche Konzept mitgenommen, nachdem man sich im Gasthof "Am Goldenen Steig" bei der Familie Ortner noch gestärkt hatte.
Wo sich alle einig sind - ein Träger, eine Trägergemeinschaft muss her. Die Baumaßnahmen werden mit 50 Prozent von europäischen Interreg-Mitteln, 40 Prozent Kulturfonds bezuschusst, der Rest liegt bei der Gemeinde. Unterhalt, Personalkosten, Einsatz von Landschaftsführern, audiovisuelle Technik etc. müsste mit einem Träger bewerkstelligt werden.

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